Klimaneutralität soll in die Tat umgesetzt werden! Ein erster Schritt auf einem langen Weg ist geschafft.

Mit großer Mehrheit haben sich Verwaltung und vier der sechs Fraktionen der Stadt Bornheim Anfang des Jahres in einem Grundsatzbeschluss das Ziel, die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, ins Stammbuch geschrieben. Nun geht es darum, den Beschluss in der Praxis umzusetzen. Und was wäre besser geeignet als das aktuell größte Bauvorhaben der Stadt: die neue Gesamtschule Merten. Berthold Rothe, planungspolitischer Sprecher der Grünen und selber viele Jahre Baudezernent in einer Nachbarkommune, erläutert im Interview den Antrag der Grünen auf eine nachhaltige Bauweise, idealerweise mit Holz zu setzen und Aspekte der Nachhaltigkeit im Planungs- und Vergabeverfahren verbindlich zu verankern.

09.11.21 – von B. Rothe, M. Koch –

Interview mit Berthold Rothe, planungspolitischer Sprecher von Bündnis 90 / Die Grünen

Frage: Die Stadt Bornheim strebt die Klimaneutralität spätestens bis zum Jahr 2045 an. Dieses Ziel wurde vor wenigen Monaten von einer übergroßen Mehrheit des Stadtrates in einem Grundsatzbeschluss festgeschrieben. Die GRÜNEN wollen nun, dass dieser Beschluss auch praktisch umgesetzt wird und zwar beim größten Bauvorhaben in diesem Jahrzehnt, der neuen Gesamtschule in Merten. Was sind die konkreten Vorstellungen der Grünen?

Berthold Rothe: Bei einer nachhaltigen Bauweise spielen die verwendeten Baustoffe eine große Rolle. Das wird oft nicht ausreichend in Betracht gezogen. Wir haben unsere Vorstellungen für ein nachhaltiges Gebäude schon vor Wochen formuliert. Wir wollen, dass das Gebäude aus Holz errichtet wird. So kann der energieintensive Baustoff Beton und damit CO2 eingespart werden. Holz hingegen speichert über Jahrzehnte CO2 und ist später leichter zu entsorgen.

Frage: Holz ist aber auch teurer, oder?

Berthold Rothe: Wenn man Nachhaltigkeit ernst nimmt, dann muss man den gesamten Lebenszyklus eines Baustoffes betrachten, von der Erstellung über den Betrieb bis zur Entsorgung. Heute macht Bauschutt ca. 70% unseres gesamten Mülls aus. So betrachtet kann Beton sogar teurer als Holz sein.

Frage: Also kein „Nach mir die Sintflut“ bei der Materialwahl?

Berthold Rothe: Ganz genau. Das ist aber noch nicht alles, denn die Energieversorgung des Gebäudes soll zum großen Teil aus erneuerbaren Energien kommen. Die Außenflächen des Grundstückes sollen so naturnah wie möglich gestaltet werden und es soll zum Beispiel auch Niederschlagswasser in die Gestaltung einbezogen werden.

Frage: Klingt erstmal plausibel. Wie sehen das denn die Verwaltung und die anderen Fraktionen, die ja den Grundsatzbeschluss zur Klimaneutralität mit beschlossen haben?

Berthold Rothe: Die Reaktionen aus anderen Fraktionen und der Verwaltung sind bisher nicht ablehnend. Allerdings wird befürchtet, dass Holz als Baustoff wesentlich teurer wäre und sich die Planung zeitlich verlängern würde.

Frage: Also doch nicht im grünen Bereich?

Berthold Rothe: Wir sehen das erst einmal als ein gutes Zeichen, dass alle Beteiligten bereit sind, ernsthaft zu prüfen, wie man ein solches Gebäude nachhaltig errichten und betreiben kann. Eine solche Entscheidung muss aber auf „Fakten beruhen", Daher haben wir im Umweltausschuss beantragt, dass bei der Vorstellung der Planentwürfe für die neue Gesamtschule auch im Einzelnen dargelegt wird, ob und wie die einzelnen Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden und welche Auswirkungen dies haben könnte. 

Frage: Und wie kam der Antrag bei den anderen an?

Berthold Rothe: Dem Ziel einer sachorientierten Diskussion des Themas hat sich der Ausschuss (mit einer Gegenstimme) angeschlossen.

Wir sind als Grüne also hochzufrieden, dass mit dem Beschluss eine solche Prüfung der einzelnen Aspekte der Nachhaltigkeit in das normale Planverfahren eingebaut wird. Das wünschen wir uns auch bei anderen Vorhaben. Wir wissen aber auch, dass der Weg zur Klimaneutralität kein Sprint, sondern ein Dauerlauf ist.

Frage: Glückwunsch und danke für das Interview.

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