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04.11.22 –
Bornheim wird Vorreiter gegen Periodenarmut: In allen weiterführenden Schulen können auf Antrag der Fraktionen von SPD und Grünen bis zum Schuljahresende Tampons und Binden kostenfrei genutzt werden.
Die Hälfte der Weltbevölkerung menstruiert einen großen Abschnitt ihres Lebens. Und trotzdem ist die Periode vielerorts noch ein Tabu-Thema und mit Scham behaftet. „Gerade für junge Frauen kann sie daher schnell zur Belastung werden, vor allem im Unterricht, wenn mal keine Binden oder Tampons griffbereit sind. Aus Scham, aber auch aus finanziellen Gründen – Stichwort Periodenarmut – kann es dann dazu kommen, dass junge Frauen den Unterricht unfreiwillig versäumen“, erläutert Markus Hochgartz von der Grünen-Ratsfraktion die Idee hinter dem Antrag. „Aus unserer Sicht sollten Tampons und Binden auf Schultoiletten so selbstverständlich wie Toilettenpapier sein – das bringt doch auch keiner von Zuhause mit. Daher freuen wir uns, dass der Schulausschuss das genauso sieht und jetzt kostenlose Tampons und Binden in unseren Schulen zur Normalität werden“, ergänzt die SPD-Fraktionsvorsitzende Anna Peters.
In Bornheim handelt es sich zunächst um ein Pilotprojekt bis Ende des laufenden Schuljahres, an dem alle weiterführenden Schulen ein großes Interesse an einer Teilnahme signalisiert haben. Beantragt hatten das Pilotprojekt die Fraktionen von Grünen und SPD bereits in 2021, jetzt kommt es nach Gesprächen mit Schulleitungen und Schüler*innenvertretungen in die Umsetzung und wurde jüngst vom Schulausschuss beschlossen.
Die vier weiterführenden städtischen Schulen (Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, Europaschule, Heinrich-Böll-Gesamtschule Merten und Verbundschule Uedorf) haben nach Aussage der Verwaltung übereinstimmend ein großes Interesse an der Bereitstellung und leichten Erreichbarkeit von kostenlosen Menstruationsartikeln gezeigt. Alle Schulen haben ihre Vorschläge eingereicht und bis auf die Verbundschule Uedorf die Ausgabe über Spenderautomaten bevorzugt angegeben. Tampons und Binden können hier dann kostenfrei entnommen werden. Die Kosten für das Pilotprojekt trägt die Stadt: Die einmaligen Anschaffungskosten liegen bei ca. 1980 Euro insgesamt, die laufenden Kosten pro Jahr bei voraussichtlich 468 Euro.
Im Rhein-Sieg-Kreis ist Bornheim mit dem Pilotprojekt neben den Städten Hennef und Troisdorf Vorreiter. Auch nur vereinzelte Kommunen in NRW und Deutschland bieten kostenlose Tampons und Binden an Schulen oder öffentlichen Gebäuden. Dass es auch ganz anders geht, zeigt Schottland: Seit Mitte August müssen hier öffentliche Gebäude und Bildungsreinrichtungen Periodenprodukte kostenfrei zur Verfügung stellen. Möglich macht es der „Period Products Act“. Schottland ist das erste Land weltweit, das die kostenlose Ausgabe von Menstruationsartikeln per Gesetz vorschreibt.
Menstruieren ist eine teure Angelegenheit: Knapp 5 Euro kostet eine Großpackung Tampons (64 Stück). Wer zwischen seinem 13. und 51. Geburtstag menstruiert, verbraucht durchschnittlich rund 9.120 Tampons, unter der Annahme, dass die Blutung bis zu fünf Tage anhält und pro Tag – sehr konservativ geschätzt! – vier Tampons verwendet werden. Rund ein Viertel der Frauen benötigt zudem Schmerzmittel während der Periode.
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