Frauen.Leben.Freiheit - Mahnwache in Bornheim

Rund dreißig Bornheimerinnen und Bornheimer nahmen an der Mahnwache zum Gedenken an die vor gut vier Wochen im Iran ermordete Masha Amini teil und setzten damit ein Zeichen der Solidarität mit den Demonstrierenden im Iran, insbesondere den mutigen Frauen. Initiiert hat die Mahnwache der in Bornheim lebende Iraner Mirko Kabki, der auch die Gedenkrede hielt.

30.10.22 –

Liebe Bornheimerinnen und Bornheimer, 

Ich möchte mich zuerst sehr herzlich bei allen für Euer Kommen bedanken. Bornheim ist ja nur eine kleine Stadt und vielleicht denkt man eine Demonstration oder eine Mahnwache in Bornheim ist nicht wichtig, aber ich freue mich über jede und jeden der hier ist und meinen Landsleuten vor allen Dingen den Frauen eine Stimme gibt.

Ich selbst komme aus der Stadt Mahabad, einer Kurdischen Stadt und quasi der Hauptstadt der Demonstrationen. Ich bin schon als Kind mit Demonstrationen groß geworden und das hat mich schnell erwachsen werden lassen.

Das Mullah-Regime hat von an Anfang an viele Versprechungen gemacht und in unseren Schulbüchern stand, wie toll das Regime ist. Ich war bei der Revolution nicht dabei, aber in meinem realen Leben habe ich davon nichts gesehen und deshalb habe ich schon als Kind in der Schule – im Grunde ganz naiv - viele Fragen gestellt. Z.B. warum darf meine Schwester nicht Fahrrad fahren? Warum müssen wir Strom bezahlen, er soll doch kostenlos sein. Wo sind die versprochenen Busse? Damit habe ich mich sehr unbeliebt gemacht und das war der Anfang meiner Probleme mit dem Regime.

Je älter ich wurde umso fremder habe ich mich in meinem eigenen Land gefühlt und umso grösser ist meine Skepsis und meine Ablehnung gegen den Islamismus geworden.  Ich habe gemerkt oder mir ist bewusst geworden, dass das Mullah Regime den Islam missbraucht, um die Menschen im Iran und besonders die Frauen zu unterdrücken und ihre Macht zu festigen.

Das erste mal wurde ich mit 16 Jahren im Ramadan von der Religionspolizei eingesperrt. Danach nahmen die Konflikte ständig zu. Ich engagierte mich politisch, aber auch scheinbar ganz normale Dinge, wie die Frisur eine westlichen Fußballstars oder Interesse an westlicher Musik reichten für eine Verhaftung. Im Grunde habe ich Glück gehabt, dass ich 2012 fliehen konnte. Damals war ich wieder verhaftet worden und war auf Kaution unter strengen Auflagen bis zum Prozess frei gelassen. Der Prozess wäre nicht fair gewesen. Ich wäre auf jeden Fall verurteilt worden und für viele Jahre ins Gefängnis gekommen, wenn nicht schlimmer.  Diese paar Tage habe ich zur Flucht genutzt, die mich über abenteuerliche Wege schließlich 2014 nach Deutschland führte.

Kommen wir zum Tod von Mahsa Amini und den Folgen. Seit über 40 Tagen wird im ganzen Iran demonstriert. Diese Demonstrationen sind einfach anders! Das erste Mal sind so viele Frauen auf der Straße. Woher nehmen sie den Mut? Sie schaffen eine Einheit, die es bisher nicht gab. Sie schaffen eine große Motivation und Energie. Alle sind auf der Straße, alle Generationen, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, unterschiedliche Berufsgruppen Männer und Frauen zusammen, die alle ein Ziel haben: Weg mit den Mullahs! Weg mit dem Regime.

Die Brutalität des Regimes gegen die Protestiereden nimmt zu. Die Polizei schießt wahllos in die Menge. Menschen werden, verhaftet, gefoltert und umgebracht. Mindestens 300 Menschen, darunter fast 30 Kinder und Jugendliche wurden ermordet. Der Iran ist ein junges Land. Das Regime tötet und vertreibt seine Jugend! Das darf nicht sein. Deshalb hoffe ich, dass die Demonstrationen erfolgreich sind, dass jetzt der Winter, das Ende des Mullah Regimes kommt und eine neue Jahreszeit, ein Frühling und Neuanfang für den Iran beginnt.

Ich möchte Euch jetzt bitten im Gedenken an Mahsa Amini und die getöteten Menschen, eine Kerze anzuzünden und eine Schweigeminute einzulegen. Als Zeichen unserer Solidarität.

Ich möchte nun noch einige Namen von getöteten Menschen nennen: Navid Afkari,Nika Shakerani, Hadis Najafi, Sarina Esmailzadeh, Neda Agha Soltan

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