18.09.17 –
Die Bornheimer Grünen hatten am Mittwoch den 13. September eine Besichtigung des Bioland-Hofs Apfelbacher organisiert. Als Gäste waren die Vorsitzende des Umweltausschusses des Bundes und ehemalige NRW-Umeltministerin, Bärbel Höhn, sowie der Grüne Direktkandidat bei der Bundestagswahl im Wahlkreis 98, Martin Metz, der Einladung gefolgt und informierten sich vor Ort darüber, wie Apfelbacher aktiven Insekten- und damit verbunden Artenschutz betreibt. Ebenfalls eingeladen waren Vertreter verschiedenen Umweltverbände sowie der örtliche Imkerverein, denn zentrales Thema war die Frage nach den beunruhigenden Berichten zum Insektensterben, die spätestens seit der Veröffentlichung des NABU zu einer Untersuchung, bei der 80% der Insekten in den letzten 25 Jahren verschwunden sind.
Eingangs stellte Therese Apfelbacher den Hof und seine Geschichte vor. Seit 1980 ist die Familie Apfelbacher in Bornheim mit ihrem Gemüsebau-Betrieb aktiv und hat sich in der Zeit auf ca. 20 ha vergrößert. Erkennbar sind die Felder der Apfelbachers durch breite Blühstreifen – eine der Maßnahmen, die zum Insektenschutz beiträgt.
Im anschließenden Verbandsgespräch schilderten die Verbandsvertreter ihre Beobachtungen und Erfahrungen zu dem Thema. Einer der Gründe für den Rückgang der Insekten sei der starke Einsatz von Pestiziden als Mittel der konventionellen Landwirtschaft. Dazu kämen die Überdüngung, die Verbuschung von Brachflächen und Wäldern, die Zerstörung von Biotopen, die zunehmende Ausweisung von Baugrundstücken und Verkehrswegen sowie das Fehlen von Blühpflanzen in den Vorgärten von Privathäusern. Problem sei aber für eine genaue Analyse, dass es nur wenige stichprobenartige Studien gäbe, so dass es dringend ein Langzeit-Monitoring brauche.
Bärbel Höhn unterstrich, dass vor allem die Insektizide der „Neonicotinodie“ verschwinden müssten und ein Verbot auf europäischer Ebene ein erster wichtiger Schritt wären. Darüber hinaus seien aber neben umfangreichen Untersuchungen auch weitere konkrete Schritte, wie etwa endlich was gegen die Nitrat-Verseuchung des Grundwassers zu tun, bekannt, würden aber nicht angegangen. Im Fall der Nitrat-Verseuchung drohe deshalb eine hohe Strafe von Seiten der EU.
Am Abend folgte dann die Veranstaltung „Insekten sterben massenhaft“, bei der alle eingeladen waren über das Thema zu diskutieren. Dabei ging es neben einer Bestandsanalyse, die der NABU-Experte Karl-Heinz Jelinek vom Landesfachausschuss Entomologie (Insektenkunde) des Naturschutzbundes (NABU) NRW vornahm, vor allem auch um die Frage, was denn jeder einzelne tun könne.
Zunächst stellte aber Herr Jelinek nochmals die NABU-Studie vor und erklärte dabei, dass die diese die Beobachtungen in Europa und Nordamerika seit den 1970er Jahren stützt, dass es immer weniger Insekten gibt. Bilder von Mückenschwärmen gebe es heute kaum noch und auch die Autoscheiben müssten nach längeren Fahrten nicht mehr mit dem „Insektenschwamm“ gereinigt werden. Leider habe man aber vor allem Beobachtungen und nur wenige stichprobenartige wissenschaftliche Untersuchungen und das sei für Prognosen recht wenig. Daher fordere der NABU auch endlich ein deutschlandweites Insekten-Monitoring wie es in anderen europäischen Ländern durchaus schon üblich ist.
Die Besucher der Veranstaltung hatten viele Fragen, so zum Beispiel welche Auswirkungen der Insektenschwund auf die Lebensmittelproduktion hätte. Vor allem zwei Bilder, die der kahlen Landschaften und die der chinesischen Landarbeiter, die von Hand die Pollen auftragen müssen, standen dabei im Raum und wie man derartige Szenarien verhindern könne.
Es wurden dann aber auch schnell Fragen gestellt, ob und wie denn jeder einzelne dem Thema begegnen könne. An die Europa- und Bundesebene wurden vor allem Forderungen laut Verbraucher leichter und besser zu informieren. So wurden die Eier als Beispiel für die Macht der Verbraucher angeführt. Hier waren nach der Kennzeichnungspflicht sehr schnell keine Eier aus Käfighaltung mehr zu bekommen, auch weil es dafür keinen Markt mehr gab. Hier müsste jetzt nachgezogen werden, z.B. bei der Kennzeichnung von Fleisch oder bei verarbeiteten Produkten. Auf der kommunalen Ebene sahen viele beim Straßenbegleitgrün Potenzial. Ein sorgsamer Umgang z.B. beim Mähen sowie eine etwas „blühfreudigere“ Bepflanzung wurden genannt. In dem Zusammenhang wurde auch nochmal auf die verschiedenen Optionen ehrenamtliches Engagement zu dem Thema hingewiesen. So gäbe es schon seit einigen Jahren den AK Stadtbild oder die Möglichkeit der Patenschaft für Grünflächen. Und natürlich kann jeder in seinem Garten etwas machen, damit die Insekten- und damit die Artenvielfalt wieder steigt. So seien die „richtigen“ Blumen wichtig und auch eine Behausung für Insekten hilfreich. Tipps für einen Insektenfreundlichen Garten gibt z.B. der NABU hier.
Wir danken allen Teilnehmern an der Veranstaltung, der Familie Apfelbacher für den Besuch ihres Hofes, den Verbänden für die Teilnahme am Verbandsgespräch, Herrn Jelinek für das Impulsreferat bei der Abendveranstaltung den Besuchern und Besucherinnen für die angeregte Diskussion und natürlich Bärbel Höhn für den Besuch.
Folgende Links zu der Veranstaltung bzw. zu dem Thema Insektensterben, möchten wir euch noch ans Herz legen.
Homepage des Bioland-Hofs Apfelbacher.
Arbeitskreis Stadtbild der Stadt Bornheim.
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