Talking Tour: Herausforderungen und Perspektiven der regionalen Landwirtschaft

25.01.25 – von Markus Hochgartz

Beim Gespräch mit einer Landwirtin vor Ort wurde schnell deutlich: Der Austausch war offen, die Atmosphäre freundlich und von gegenseitigem Interesse geprägt. Viele der angesprochenen Themen spiegeln die Herausforderungen wider, vor denen kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe aktuell stehen.

Ein zentrales Anliegen ist der sorgsame Umgang mit Boden als wertvolle Ressource. Der Druck auf landwirtschaftliche Flächen ist enorm – durch Baumaßnahmen, steigende Pachtpreise und konkurrierende Nutzungsinteressen. Die Flächenversiegelung müsse dringend gestoppt werden, zumal viele Böden schlicht zu wertvoll seien, um sie zu überbauen. Eine klare Grenze, eine „rote Linie“, die sich an der Bodenwertigkeit orientiert, sei hier wünschenswert. Dies würde nicht nur den Flächendruck lindern, sondern auch den Betrieben langfristig Planungssicherheit geben.

Die Belastung durch Bürokratie und Kontrollen wird ebenfalls kritisch gesehen. Besonders absurd erscheint es, wenn für geringfügige EU-Förderungen – wie etwa 22 Euro – extra ein Prüfer anrückt. Hier wünsche man sich eine realistischere Abwägung von Aufwand und Nutzen.

Auch personell stehen viele Betriebe vor großen Herausforderungen: Der Fachkräftemangel ist spürbar, insbesondere was ganzjährige Arbeitskräfte betrifft. Saisonarbeiter – oft aus Rumänien – seien zwar verfügbar, aber die langfristige Betriebsnachfolge sei in vielen Fällen ungewiss. Es wird davon ausgegangen, dass in den kommenden Jahren bis zu 50 % der Höfe schließen könnten – vor allem mangels Nachfolger:innen.

Das Interesse, junge Menschen wieder stärker für die Landwirtschaft zu begeistern, ist da. Einige Landwirte haben sogar angeboten, Schulen zu besuchen und über ihre Arbeit zu berichten. Leider stoßen solche Angebote bisher nur vereinzelt auf Resonanz – meist abhängig vom Engagement einzelner Lehrkräfte. Dabei wäre es ein sinnvoller Schritt, insbesondere Schülerinnen und Schülern die regionale Landwirtschaft näherzubringen und so langfristig Interesse für den Beruf zu wecken.

Ein weiteres Thema ist die schlechte infrastrukturelle Anbindung, besonders in Steiger. Wirtschaftswege sind vielerorts marode, was den Arbeitsalltag unnötig erschwert. Ein Radweg entlang der Landstraße wäre nicht nur für die Verkehrssicherheit, sondern auch für die Erreichbarkeit des Betriebs ein Gewinn.

Trotz der Herausforderungen bleibt der Blick nach vorn gerichtet. So besteht Offenheit für Initiativen im Sinne einer „essbaren Stadt“ – etwa durch das Anpflanzen von Beerenhecken entlang von Wegen. Auch eine stärkere Vernetzung der Betriebe untereinander und mit der Verwaltung wird als wichtig empfunden, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten – sei es bei der Nachwuchsgewinnung oder bei strukturellen Fragen.

Wirtschaftlich stehen kleine Betriebe oft im Schatten der großen Agrarlobby, die ihre Interessen nur unzureichend vertrete. Zwar gibt es einen Interessenverband für kleinere und mittlere Betriebe, dieser sei jedoch wenig bekannt und habe kaum politische Durchschlagskraft. Gleichzeitig wird der heimischen Landwirtschaft durch den anhaltenden Preisdruck der Märkte das Leben schwer gemacht. Während der Corona-Zeit habe es eine spürbare Rückbesinnung auf regionale Produkte gegeben – ein Trend, der spätestens mit dem Krieg in der Ukraine wieder abgeflacht sei. Dabei seien die Preissteigerungen in Hofläden deutlich moderater gewesen als im klassischen Einzelhandel.

In Bezug auf den eigenen Betrieb wird großer Wert auf nachhaltige Bewirtschaftung gelegt. Der Einsatz von Pestiziden wird durch Maßnahmen wie Fruchtwechsel und mechanisches Hacken so weit wie möglich reduziert. Der Rollrasen, der im Markt angeboten wird, wird aus ökologischer Sicht kritisch gesehen – vor allem, weil die gleiche Wirkung durch einfache Raseneinsaat erzielt werden kann. Die Betriebsstruktur umfasst rund 14 Hektar, etwa zur Hälfte aus Eigenland, der Rest wird – teils im Flächentausch – gepachtet, um eine sinnvolle Bewirtschaftung zu ermöglichen. Die jüngst diskutierte Streichung der Agrardiesel-Subventionen trifft den Betrieb kaum, da durch die geringe Betriebsgröße ohnehin nur wenig Diesel verbraucht wird.

Unter den wenigen verbliebenen Landwirt:innen in Bornheim sieht man sich nicht als Konkurrent:innen, sondern eher als Kolleg:innen. Der Austausch sei zwar weniger geworden – unter anderem, weil es frühere Treffpunkte wie Landguard nicht mehr gibt – doch der Wunsch nach mehr Miteinander und gegenseitiger Unterstützung ist geblieben.

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