Was bringt uns das Corona–Schuljahr 2021-22?

Die Sommerferien sind vorbei und der Start ins Schuljahr 2021/22 steht ein weiteres Mal unter dem Einfluss der COVID19-Pandemie. In den letzten Wochen steigt die Inzidenz drastisch an, gerade hier bei uns in Nordrhein-Westfalen. Am meisten betroffen sind Jugendliche und Kinder. Doch ein weiteres Mal hat die Landesregierung die Sommerferien nicht genutzt sich vorausschauend auf die neue Welle vorzubereiten. Nun hängt wieder alles bei den Schulen, Lehrer*innen und vor allem den Schüler*innen und ihren Familien.

21.08.21 –

Die Sommerferien sind vorbei und der Start ins Schuljahr 2021/22 steht leider einmal mehr unter dem Einfluss der COVID19-Pandemie. In den letzten Wochen steigt die Inzidenz wieder an, gerade hier bei uns in Nordrhein-Westfalen. Insbesondere unter Jugendlichen und Kindern erweist sich die Delta-Variante als sehr ansteckend.

Inzidenz in den letzten 5 Wochen.

KW

0-4 Jahre

5-9 J.

10-14 J.

15-19 J.

insgesamt

28

6,51

8,64

14,37

32,54

10,9

29

8,81

12,74

20,93

40,79

15,14

30

13,15

19,37

26,82

46,33

18,56

31

18,83

30,4

39,56

58,54

24,01

32

Zahlen werden am Donnerstag bekannt gegeben.

Insbesondere die Jugendlichen und Jungen Erwachsene sind Treiber der Pandemie, in NRW angeheizt durch die Öffnung der Clubs bei geringer Inzidenz, eine Entscheidung die gerade die Situation an weiterführenden Schulen zum Schulstart nicht nachvollziehbar isr.

Viele Eltern hatten daraufgesetzt, dass die Politik aus den Erfahrungen des letzten Jahres gelernt hat und den Schulstart in diesem Jahr besser vorbereitet. Doch wieder wird die Verantwortung für die Sicherheit der Schüler*innen vor allem auf die Schulen abgewälzt, weil viel zu spät Förderprogramme aufgelegt worden sind, die durch bauliche Maßnahmen oder durch Luftfilteranlagen an den Schulen bessere Bedingungen schaffen könnten. Statt schon im letzten Jahr dafür Mittel bereit zu stellen und damit die Voraussetzung zu schaffen, dass jetzt ausreichend Luftfilter zur Verfügung stehen, wurde lieber darauf spekuliert, dass sich das Problem bis dahin von alleine gelöst haben wird. Eine fatale Fehleinschätzung, wie sich jetzt mehr und mehr zeigt.

Die Antwort der Politik kommt stark im alten Gewand daher. Verpflichtende Tests, Mund-Nasenschutz während des gesamten Unterrichts, Sport mit Abstand, regelmäßiges Lüften und Quarantäneregelungen. Im Herbst könnte dann auch wieder der Distanzunterricht notwendig werden, wenn bis dahin die Inzidenz weiter so steigt. Als neuen Ausweg hat sich die Politik dann die Impfung von Jugendlichen überlegt. Diese sollen nun durch schnelles Impfen helfen die Impfquote von 80% zu erreichen. Dieses Ziel ist wichtig und sollte schnellstmöglich erreicht werden. Wenn man allerdings durch ein kommunikatives Chaos von Impfpriorisierung, Vorteile von Geimpften, Nachteile für Nichtgeimpfte, Impfpflicht durch die Hintertür, verlorenes Vertrauen in zugelassene Impfstoffe und Belohnungen fürs Impfen eher Impfskepsis und Impfmüdigkeit fördert, bleiben diese Ziele natürlich in weiter Ferne. Jetzt auch noch das Vertrauen in die StIKo zu erschüttern, indem man an ihr vorbei politisch die Impfung für Kinder und Jugendliche von 12 bis 15 Jahren empfiehlt, lässt viele Eltern ratlos zurück.

Die StIKo empfahl die Corona-Schutzimpfung für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren zunächst NICHT, weil sie bei ihrer Risikoabwägung erst zu einer verlässlichen positiven Bewertung kommen wollte. Dies mag man politisch für falsch halten, aber das Gremium aus Fachleuten hat für diese Entscheidung gute ernstzunehmende Gründe, insbesondere eine noch nicht eindeutige Datenlage. Die jetzt geänderte Entscheidung der StIKo daher nun unter Verdacht aufgrund des politischen Drucks erfolgt zu sein und nicht auf Grundlage einer neuen fachlichen Einschätzung.

Die Situation der Kinder und Jugendlichen ist wirklich tragisch. Seit 20 Monaten befinden sich die Kinder und Jugendlichen in einer Ausnahmesituation, durch die sie in ihrem normalen Leben und damit in ihrer normalen Entwicklung stark beeinträchtigt sind. Insbesondere die psycho-sozialen Folgen für Kinder und Jugendliche blieben lange Zeit unbeachtet. Erst im Frühjahr dieses Jahres haben Medien das Leiden der Kinder in den Blick genommen. Häusliche Gewalt, Vernachlässigung, Isolation und seelische Einsamkeit sind nur einige der verstärkt beobachteten Auswirkungen. Die Anzahl der Suizidversuche und diagnostizierten Depressionen und Burn-Outs bei Jugendlichen stieg dramatisch an. Die Jugendämter mussten vermehrt Inobhutnahmen vornehmen, Familienhelfer*innen kamen besonders in sogenannten Brennpunkten gegen die Flut von Hilferufen nicht mehr an, zumal ihnen die Zuarbeit durch die Schulen und Kitas fehlte.

Im nächsten Schuljahr muss der Präsenzunterricht endlich wieder Priorität haben. Die Bedeutung von Präsenzunterricht liegt neben einer direkten Wissensvermittlung besonders im sozialen Miteinander. Dabei geht es vor allem um Unterrichtsangebote wie Sport, Schwimmen, Singen, Partner- und Gruppenarbeit, offene Lerngruppen, Ganztagsbetreuung, Mittagessen, Ausflüge, Klassenfahrten und alles, was Spaß macht. All das benötigen Kinder dringend für ihre Bildung und ihre gesunde Entwicklung!

Damit die Schulen ihren Bildungsauftrag wieder erfüllen können, benötigen die Schüler*innen eine verlässliche Unterrichtsorganisation, einen schulischen Alltag sowie die Sicherheit, dass ein Rückfall in den Distanzunterricht ausgeschlossen ist. Für einen sicheren und vollständigen Präsenzunterricht sollten die regelmäßigen Tests beibehalten, ausgeweitet und professionalisiert werden. Schulen sollten bei der Impfung herausgehalten werden und nicht als neue Impfzentren dienen. Außerdem benötigen die Schulen dringend Luftfilteranlagen in jedem Klassenraum. Sind diese gerade im Winter wegen der schlechteren Lüftungsmöglichkeiten wichtig, so bieten sie darüber hinaus eine Möglichkeit die Maskenpflicht während des Unterrichts schneller auslaufen lassen zu können. Auch Handwaschbecken, Seife und Papierhandtücher für die Handhygiene, die auch vor anderen Infektionskrankheiten schützt, müssen in Klassenräumen Standard sein.

Daneben muss zumindest für eine gewisse Zeit die Schulsozialarbeit verstärkt werden, um der erwartbaren Bedarfszunahme an den Schulen begegnen zu können. Gleiches gilt für die Jugendämter und Familienhelfer*innen, die ebenfalls aufgestockt werden müssen, um den sozialen Folgen etwas entgegen stellen zu können.

Der Grundgedanke ist sicherlich, dass wir zurück wollen zur Normalität. Wir dürfen dabei aber auch nicht vergessen, dass wir durch die Pandemie auf die Defizite im Bereich Schule und Digitalisierung aufmerksam wurden und dort Ausrüstung und Know-How schnell aufbauen mussten. Der Zugewinn an Medienkompetenz und- nutzung ist positiv zu bewerten und darf jetzt nicht wieder in der Normalität verschwinden sondern muss konstruktiv in den Unterricht integriert werden.

Die Politik muss hier auf den verschiedenen Zuständigkeitsebenen endlich so handeln, wie es unsere Kinder verdienen. Die Eltern jedenfalls warten auf ein solches Signal aus der Politik!

(Elke Bastert, Markus Hochgartz)

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